Zur szenischen Lesung „Krieg? Ohne uns!“ zu Desertion und Militärstreik im Ersten Weltkrieg laden die Evangelische Studierendengemeinde, die Redaktion Graswurzelrevolution, die Deutsche Friedensgesellschaft, der Freundeskreis Paul Wulf und die VVN-BdA am Dienstag, den 26. November, um 19 Uhr in die ESG-Aula (Breul 43 in Münster) ein.
In der etwa 75-minütigen szenischen Lesung werden Rudi Friedrich von Connection und der Gitarrist Talib Richard Vogl denjenigen Raum geben, die sich mit ihrer Desertion oder auf andere Art und Weise gegen den Ersten Weltkrieg wandten. Mit Texten unter anderem von Dominik Richert, Ernst Toller, Wilhelm Lehmann und Richard Stumpf, mit Gedichten, Liedern und Musik werden sie ihren Erlebnissen, Gedanken, Motiven und Konsequenzen nachgehen – auch mit Verweis auf die aktuelle Bedeutung.
Am Ersten Weltkrieg 1914 bis 1918 beteiligten sich 40 Staaten, 70 Millionen Soldaten standen unter Waffen. Insbesondere in Westeuropa, auf dem Gebiet Frankreich und Belgiens, entwickelte sich eine Material- und Menschenschlacht zwischen den Kriegsparteien. Für die Soldaten wurden die über Jahre hinweg industrialisiert geführten Gefechte in den Schützengräben zur alltäglichen Realität. Fast zehn Millionen Soldaten starben, die Anzahl der zivilen Opfer wird auf weitere sieben Millionen geschätzt.
In Deutschland war 1914 die Kriegsdienstverweigerung so gut wie unbekannt. Trotz einer anfänglichen Kriegsbegeisterung entzogen sich aber zunehmend Rekruten und Soldaten der Beteiligung am Ersten Weltkrieg. In den Marinehäfen traten 1918 Soldaten in den Streik. Bis zu einer Million entzogen sich auf unterschiedlichste Art dem Dienst oder verschwanden in der Etappe. Insbesondere im zaristischen Russland und in Deutschland desertierten 1917 und 1918 sehr viele Soldaten. Sie wendeten sich damit gegen die Weiterführung eines Krieges. Es handelte sich um einen verdeckten Militärstreik.
Daran anknüpfend gab es in der Weimarer Republik intensive Diskussionen über Strategien der Kriegsdienstverweigerung und andere Möglichkeiten des Widerstandes gegen Krieg. Die Internationale der Kriegsdienstgegner (War Resisters‘ International) wurde aufgrund der Erfahrungen von Kriegsdienstverweigerern nach dem Ersten Weltkrieg 1921 gegründet. In einigen nachfolgenden und auch in aktuellen Kriegen hatte und hat die Verweigerung der Kriegsbeteiligung große Bedeutung. Die Erfahrungen des Ersten Weltkrieges zeigten, dass Kriegsdienstverweigerer und Deserteure Unterstützung und Schutz vor dem Zugriff der kriegsführenden Parteien brauchen. Das gilt bis heute.
Der Aachener Friedenspreisträger Rudi Friedrich (Trompete, Lautpoesie, Lesung) und Talib Richard Vogl (Gitarre, Lautpoesie, Lesung) bieten mit einer tiefsinnig und kurzweilig gestalteten szenischen Lesung einen aufschlussreichen Einblick in die damalige Zeit. Nach der szenischen Lesung wird es die Möglichkeit für ein Gespräch geben. Der Eintritt ist frei.
Weitere Informationen: www.Connection-eV.org und http://talibrichardvogl.de.