Die preisgekrönte Journalistin Julia Fritsche aus München konnte wegen einer Erkrankung nicht am Festival der Vielfalt teilnehmen. Die Lesung und Diskussion wird am Montag, dem 9. Dezember, um 20 Uhr in der Zukunftswerkstatt Kreuzviertel (Schulstraße 45 in 48149 Münster) nachgeholt.
Julia Fritzsche beschreibt in ihrem Buch vier Ideen: Die „Idee der Care Revolution“, die „Idee des Buen Vivir“, die „Idee der Solidarischen Städte“ und die „Idee der Querness“. Anschließend analysiert Julia Fritzsche „Wer erzählt was?“ und wie die „Spuren zusammenführen“ könnten.
Um den vorherrschenden rechten und neoliberalen Erzählungen ein überzeugendes linkes Narrativ entgegenstellen zu können, werden wir mit der Autorin diskutieren.
Der Eintritt ist frei. Spenden gern gesehen.
Julia Fritzsches Verlags schriebt dazu: Ein selbstbewusstes Plädoyer für die neue linke Erzählung, die wir jetzt so dringend brauchen! Aus der bedrängenden Gegenwart schlagen vor allem die Rechten Kapital – dabei sind es linke Themen, die zentral für eine bessere Gesellschaft sind, und sie werden längst angepackt. Julia Fritzsche trägt sie zusammen: Elemente zu einer verführerischen, begeisternden linken Erzählung, die einerseits die soziale Frage völlig neu und den Kapitalismus wieder in Frage stellt, andererseits keinen Rückschritt in Sachen Diversity macht.
Anhand der großen Themen Care, Ökologie, Wohnen, Migration und Queerness geht die Autorin auf Spurensuche: bei streikenden Pflegekräften, bei Indigenen in den Anden, die gegen Ölförderung auf ihrem Land kämpfen, bei Stadtnetzwerken und Flüchtlingshelferinnen, beim Slut Walk. Sie hat die Menschen in ihrem Alltag begleitet und mit ihnen gemeinsam weitergesucht. Überall findet sie Geschichten, die von einem anderen, besseren Leben erzählen, und Menschen, die es schon umsetzen: Ein Leben und Arbeiten, das an den Bedürfnissen der Menschen und nicht an ihrer Verwertbarkeit ausgerichtet ist. Wirkliche soziale Gerechtigkeit statt nur ein bisschen Umverteilung – Klassenfrage und Minderheitenschutz zusammengedacht.
Julia Fritzsche zeigt, was die verschiedenen Ansätze gemeinsam haben und wie sich alte und neue linke Ideen, feministische, ökologische, soziale und migrationspolitische Entwürfe zu einer Erzählung zusammenführen lassen, die das Potenzial hat, die Welt zu verändern.
Die Autorin: Julia Fritzsche, geboren 1983, ist Journalistin, sie schreibt für den Bayerischen Rundfunk, arte, analyse und kritik u. a. Sie lebt in München. Für ihr Hörfunk-Feature »Stell dich nicht so an!« Indizien für eine Rape Culture (zusammen mit Laura Freisberg) bekam sie den Juliane Bartel Medienpreis 2013. Ihr Feature »Prolls, Assis und Schmarotzer!« Warum unsere Gesellschaft die Armen verachtet (zusammen mit Sebastian Dörfler) wurde 2016 mit dem 2. Preis des Otto-Brenner-Preises sowie mit dem Deutschen Sozialpreis ausgezeichnet. Das Feature Das Pogrom von Hoyerswerda: Eine Reise in die Gegenwart (ebenfalls mit Sebastian Dörfler) erhielt den Pechmannpreis 2018.
Eine Pressestimme von Barbara Eisenmann, Deutschlandfunk »Andruck«: »Fritzsche gelingt es, wirklich Geschichten und Denkansätze miteinander zu verknüpfen, sie in einen narrativen und konzeptuellen globalen Zusammenhang zu bringen und so als Teile von etwas Größerem begreifbar zumachen. Und wenn man sich anschaut, wie wenig in der öffentlichen Debatte linke Erzählungen überhaupt auftauchen, dann ist das ein sehr wichtiger Faden, den die Autorin da aufrollt.«