Blut, Menschenrechtsverletzungen und großes Leid

Die Menschenrechtslage beim Rohstoffabbau in der Demokratische Republik Kongo (DRK) ist bedenklich. Deshalb hat Maria Buchwitz von der Kommission Solidarität mit Zentralafrika und Vorsitzende von pax christi Münster die Referenten Dr. Jean-Gottfried Mutombo, Regionalpfarrer (MÖWe) und Dr. Medard Kabanda (Afrikakooperative Münster, Universität Osnabrück) zu einer öffentlichen Veranstaltung am 1. November um 19.30 Uhr eingeladen. Sie findet im Lesesaal der Stadtbücherei Münster (Alter Steinweg 11 in 48143 Münster) statt.

Dr. Jean-Gottfried Mutombo

Dr. Jean-Gottfried Mutombo stellt bezüglich des Rohstoffabbaus für IT-Geräte folgende These auf: „Ein Handy sei zwar aus der heutigen Zeit nicht mehr wegzudenken, aber ebenso sei zu bedenken, dass es bei der globalen Wertschöpfungskette der Handyherstellung GewinnerInnen und Verlierer*innen gebe, Profiteur*innen und Ausgebeutete.“

Die Demokratische Republik Kongo ist reich an wertvollen Bodenschätzen und Rohstoffen, die für Smartphones, Computer, E-Autos und vieles mehr unverzichtbar sind. Die Erträge aus der Förderung kommt jedoch nicht bei der Bevölkerung an. Im Gegenteil – die Ausbeutung des Bodens ist die Grundursache für Krieg, Gewalt und die extreme Armut im Land. Am meisten leiden die schwächsten Mitglieder der Gesellschaft, die Frauen und vor allem die Kinder.

Die pax christi Kommission „Solidarität mit Zentralafrika“ hat 2018 in Kooperation mit Eirene und dem Maison de la Presse, Burundi, einen Kurzflm zu diesem Thema gedreht. Im Anschluss an die Filmvorführung und zwei Kurzreferate von Dr. Jean- Gottfried Mutombo sowie Dr. Medard Kabanda wird es eine Diskussion mit den Gästen geben. „Wir werden nach Möglichkeiten suchen, wie wir Verantwortung übernehmen können“, erklärte Maria Buchwitz zur Veranstaltung.

Der im Kongo geborene Dr. Jean-Gottfried Mutombo, ökumenischer Mitarbeiter beim Amt für Mission, Ökumene und kirchliche Weltverantwortung (MÖWE), referierte bei den Hofgesprächen Ende September 2017 in Nürnberg. Katja Görgen, damals Praktikantin im Referat Entwicklung und Politik, berichtete online: Die Geschichte der Ausbeutung des Kongos geht weit in die Kolonialgeschichte zurück und reicht von Sklavenhandel über Kautschukabbau bis hin zum Rohstoffabbau von wertvollen Metallen wie Kobalt, Coltan und Kupfer.

„Der Kongo ist ein sehr rohstoffreiches Land, doch der bittere Kontrast dazu ist, dass 77 Prozent der kongolesischen Bevölkerung von weniger als zwei Dollar am Tag leben, die durchschnittliche Lebenserwartung 52, 46 Jahre beträgt und frisches Wasser und Strom nur für knapp sieben Prozent der Bevölkerung zugänglich ist“, erklärte Mutombo. Er berichtete von seinen Besuchen in Tansania, bei denen er LKWs beobachtete, die, beladen mit Rohstoffen aus dem Kongo, in Richtung Uganda zum internationalen Flughafen fuhren: „Ich war so wütend, als ich sehen musste, wie der Reichtum einfach aus dem Land getragen wurde“, erzählte er. Rohstoffschmuggel ist im Kongo ein weit verbreitetes Phänomen und läuft Hand in Hand mit den Nachbarländern Uganda und Ruanda. Der Gewinn aus Förderung und Verkauf der Rohstoffe steht dadurch nur einem kleinen Teil der kongolesischen Bevölkerung zur Verfügung.

Ein Handy enthält um die 30 Metalle. Einige davon, wie Kobalt und Tantal, werden zum großen Teil im Kongo abgebaut. Der Rohstoffabbau erfolgt oft durch Kinderarbeit, er bringt Menschenrechtsverletzungen sowie Umweltzerstörung mit sich. Bis dato gibt es keine gesetzliche Grundlage, die diese Missstände tatsächlich verhindert. Im Gegenteil: Korruption und Straßenbau-Deals mit China, in deren Rahmen die Infrastruktur im Kongo zu Gunsten des Rohstoffhandels aufgebaut wird, sorgen dafür, dass die Ausbeutung weitergeht.

Handyverträge, die die regelmäßige Ausstattung der KundInnen mit den neuesten Handymodellen beinhalten, erhalten diese Ausbeutungskette ebenfalls aufrecht. Immer mehr, immer schneller, immer neuer – ein Handy alle zwei Jahre zu wechseln, ist heutzutage die Regel, nicht die Ausnahme. Dabei stellen sich viele Menschen nicht die Frage, wer die wahren Kosten für die digitale Mobilität trägt. Was steht hinter dem Preis der Geräte: hohe Qualität und Modernität? Vielleicht. Gleichermaßen aber, wie Dr. Mutombo es beim Namen nannte: „Blut, Menschenrechtsverletzungen und großes Leid“.

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